DVD der Expedition 2015 erschienen
Der nun vorliegende zweite Teil der Filmdokumentation erzählt von der abschließenden Expedition auf Spitzbergen im Jahr 2015. Hier gelang es unter großen Anstrengungen das restliche Gebiet abzusuchen. Damit konnte das Kapitel der verschollenen Schröder-Stranz Expedition abgeschlossen werden.
Eine spannende Filmdokumentation der zweiten Expedition auf Nordaustland mit waghalsigen Flussdurchquerungen, Schneestürmen im Sommer und 21 Zusammentreffen mit Eisbären, die immer wieder ihre Lager besuchten.
Schröder-Stranz Schicksal bleibt Mysterium
Auch die letzten Tage der Suche am Duvefjord verliefen ergebnislos. Einerseits sind wir enttäuscht, das Rätsel um Schröder-Stranz nicht lösen zu können. Andererseits sind wir froh und auch ein wenig stolz auf unsere insgesamt viermonatige (2013 und 2015) Suche. Die dabei zurückgelegten 3000 Kilometer zeugen von unserer sehr gründlichen Arbeit, die mehrere Überbleibsel anderer Expeditionen zu Tage gebracht hat.
Da wir nicht die geringste Spur von Schröder-Stranz entdecken konnten, müssen wir davon ausgehen, dass er und seine drei Mitstreiter bereits auf dem schwachen Eis des Duvefjords umgekommen sind, somit also nie die von uns abgesuchte Landbrücke erreicht haben. Zeitgleich (21. September 1913) verschwanden die Expeditionsmitglieder Moeser und Detmers auf dem Eis des Wijdefjords beim Versuch, die Hauptsiedlung Longyearbyen zu erreichen. Das Eis auf den Fjorden und Meeresarmen verlockt zwar als einfach begehbarer Weg, trägt besonders im Frühwinter jedoch nicht durchgängig. Das mussten wir selbst auf der Hinlopenstretet im Mai 2013 erfahren.
Das Verschwinden Schröder-Stranz auf dem Meereseis, eventuell auf den Eiskappen oder Gletschern macht die Forschung nach den Ursachen unmöglich.
Unser Ziel, durch die gründliche Suche auf der Landbrücke Nordaustlands herauszufinden, ob eine Ursachenforschung möglich ist, haben wir somit erreicht.
Nach 40 stündiger Bootsfahrt haben wir gestern Longyearbyen erreicht, den Dreck von zwei Monaten abgeduscht und eine weiche, nicht schwankende Matratze genossen.
Nun sind wir mit Aufräumarbeiten beschäftigt und organisieren die Heimreise.
Endspurt
Nach 24 stündiger, furchtbarer Bootsfahrt durch extrem aufgewühlte See haben wir heute die Dokkabucht erreicht. Wir und die Hunde sind heilfroh, wieder festen Boden unter den Füssen zu haben.
In der Dokkabucht wurde 1937 ein Lager von Schröder-Stranz entdeckt. Von hier aus wird er versucht haben in südlicher Richtung zu seinem Depot an der Sorgebay zu gelangen. Zwei Tage haben wir hier für die Suche eingeplant. Wir sind gespannt!
Kein Nansen und auch kein Johannsen
Nun verbringen wir einige ruhigere Tage bis zu unserer Abreise hier am Wahlenbergfjord. Die Tage vergehen mit kürzeren Touren und diversen Foto- und Filmaufnahmen, die noch ausstanden. Leichte Andrenalinschübe verursachen lediglich häufigere Eisbärenbesuche. Ob männlich oder weiblich, mit oder ohne Nachwuchs – die Bucht hier scheint nicht nur für uns Zweibeiner ein natürliches Heim zu sein. Eigentlich ständig sehen wir in einiger Entfernung irgendeinen Bären über einen Geröllhang laufen oder im selbigen stundenlang ruhen.
Danach schaut man dann gerne bei uns vorbei – es könnte ja sein, dass wir für sie eine Robbe erlegt haben. Ihnen selbst fällt das momentan schwer, da der Nordwind das Eis der kalbenden Gletscher sofort aus dem Fjord treibt. Merke: Wo kein Eis, da auch keine Robbenjagd!
Gestern kam hier im Lager Panik auf, als wir unser Kanu weit im Fjord treiben sahen. Einige höhere Wellen, ausgelöst durch heftiges kalben “unseres” Gletschers Bodleybreen, hoben das Kanu vom Land ins Wasser. Aber anstatt durch einen beherzten Sprung ins eisige Wasser, wir weiland Nansen auf Franz-Josef Land, als ihnen dort im Jahre 1895 das Kajak wegschwamm, pumpten Morten und Håvard in einem rekordverdächtigen Tempo das Expeditionsschlauchboot von Globetrotters Thomas Lipke auf und konnten damit das Kanu retten.
2500 Kilometer
In wenigen Tagen werden wir die Suche auf der Landbrücke zwischen der westlichen und östlichen Eiskappe beendet haben.
Dann liegen ca. 2500 Kilometer zu Fuß hinter uns, die wir bei der diesjährigen Suche zurückgelegt haben. Dazu kommen noch mindestens 500 Kilometer im südlichen Suchgebiet während der Expedition im Jahr 2013. Wenn man die Ausmaße des Suchgebietes von ca. 60 × 10 Kilometer berücksichtigt, können wir wohl mit ruhigem Gewissen von einer recht gründlichen Suche ausgehen. Auffällig dabei ist, dass wir nicht den kleinsten Ausrüstungsgegenstand von Schröder Stranz gefunden haben, während wir mehrere Spuren der dt. Wehrmacht fanden, die nur einen kleinen Ausflug von ihrer meteorologischen Station in das Suchgebiet im Mai 1945 unternahmen. Deswegen haben wir Grund genug anzunehmen, dass Schröder Stranz überhaupt nicht soweit gekommen ist.
Somit ist das kleine Landstück am Duvefjord zwischen der Dokkabucht und der östlichen Eiskappe/Duvebreen die einzige Landmasse, in der die weitere Suche sinnvoll ist, da man hier ein Lager von Schröder Stranz 1937 fand. In dieser Bucht wollten wir bereits im Juli anlanden. Doch massive Treibeisfelder machten das unmöglich. Wie wir im an den nördlichen Fjorden feststellen konnten, hat sich das Treibeis inzwischen weit nach Norden zurückgezogen. Sollten die Eisverhältnisse so bleiben und der Schnee abtauen, wollen wir nun zum Abschluss unserer Expedition mit dem Boot dorthin aufbrechen. Wir versuchen gerade über Satellit Kontakt zu unserem Skipper in Longyearbyen aufzunehmen.
Kontakt
Mehrere Nachfragen erreichten uns, wie wir den Kontakt zur Aussenwelt herstellen.
Grundlage bildet das amerikanische Iridium Satellitentelefonsystem. Die Satelliten dieses Systems haben keine geostationäre Position, sondern befinden sich in Laufbahnen um die Welt. Deswegen haben wir auch hier oben im Norden Kontakt. Geostationäre Systeme befinden sich über dem Äquator. Die Erdkrümmung verhindert weit im Norden und Süden der Erde den Kontakt zu diesen Satelliten.
In den beiden Basecamps haben wir ein Laptop um das Foto- und Filmmaterial zu sichern und zu bearbeiten. Vom Laptop können wir über einen Accesspoint Fotos in äusserst geringer Auflösung und Text per e-mail über Iridium versenden. Die Übertragungsraten sind extrem gering. Zum Teil benötigen zwei Bilder mit 60 kb ganze 20 Minuten zur Übertragung, zumal die Satelliten schnell am Horizont verschwinden und wir z.T. längere Zeit warten müssen, bis ein neuer auftaucht.
Morten und Håvard schleppen unterwegs ein Apple Tablet mit, dass sich per Wifi mit einem einer Sendeeinheit – Iridium Go – verbinden lässt. Das hört sich jedoch leichter an als es ist, denn die Übertragungsraten sind auch hier extrem niedrig und das Apple Tablet hat die üblichen Schnittstellen- und Softwareprobleme ihres egozentrischen Herstellers. Zum Beispiel kann das Gerät keine bearbeiteten Fotos oder Fotos von einigen Kameraherstellern, z.B. Canon erkennen – auch wenn sie als jpg vorliegen.
Iridium Go funktioniert leider auch nicht mit Android Geräten, auch wenn Iridium anderes verspricht.
Kurz und gut: Es ist nicht alles so einfach wie es aussieht und wenn die Sonne nicht scheint, haben wir sowieso zu wenig Strom um alles nach Lust und Laune betreiben zu können.
Waffenfund
Nun scheint es sicher: Die von uns gefundene Waffe stammt nicht von der Schröder-Stranz Expedition, sondern von der meteorologischen Station der Wehrmacht am Rijpfjord. Das Baujahr der Waffe lautet: 1937. Lieber Wolfgang Queisser, besten Dank für deine Recherche!
Geschafft
Wir sind dem Winter entronnen! Kurzzeitiges mildes Wetter gefolgt von anhaltenden tiefen Temperaturen haben den Schnee so prepariert, dass wir in einem dreitägigen Gewaltakt fast die gesamte Ausrüstung in die Bodleybucht wuchten konnten. Rucksäcke mit Gewichten zwischen 30 und 35 Kilo und Hundetaschen bis zu 10Kilo haben es möglich gemacht. Die Boote und eine Solaranlage liegen noch eine knappe Tagesetappe entfernt und werden – sobald das Wetter und der heftige Wind es zulassen – von Morten und Håvard auf dem Wasserwege hierher geschafft.
Die Freude war gross, als wir das Lager hier unten am Fjord recht unberührt vorfanden. Doch Spuren des weissen Riesen deuteten auf mehrere Besuche hin. Wenig später entdeckten wir ihn schlafend 500 Meter vom Lager entfernt. Mal schauen, welche Pläne er nach seinem Schlaf hat!
Wir sitzen fest
Der Winter hält Einzug! Heute Nacht trieb heftiger Wind Schneewolken zu uns in die Berge wo wir in unserem vorgeschobenen Basecamp jetzt festsitzen. Nichts geht mehr. Weder vor noch zurück.
Heute wollten wir mit dem Abbau des Basislagers beginnen und alles in Richtung Küste und dem Basislager an der Bodleybucht transportieren, denn hier oben ist nun alles recht gründlich abgesucht. Nur ein kleines Gebiet steht noch aus, dass wir aber besser mit dem Kanu vom Basislager an der Bodleybucht erreichen.
Jetzt steht die Zukunft jedoch in den Sternen und der Luftdruck fällt nach wie vor…
Die Lebensmittel und der Brennstoff reichen nur noch für wenige Tage. Uns bleibt nur auf eine Wetterbesserung zu hoffen.
Neuer Fund
Nach mehreren ergebnislosen Wochen können wir nun einen recht spektakulären Fund vorweisen: ein uralter Karabiner, der auf der Westseite des Flaumtales auf dem Schotter lag. Auch nach sorgfältigem Suchen in der Gegend konnten wir weder die Reste eines Lagers noch weitere Ausrüstunsgegenstände entdecken. Scheinbar ist dieses Gewehr von einem Schlitten gerutscht.
Im Magazin steckte keine Kriegs- sondern Jagdmunition. Über das Alter lässt sich bisher nichts genaues sagen. Wir würden es in die Zeit von vor dem 2. Weltkrieg datieren. Wir haben Fotos zu Fachleuten geschickt in der Hoffnung bald näheres über das Baujahr zu erfahren.
Eis im Trip-Wire System
Als wir gestern aufgewacht sind, war alles mit Eis bedeckt. Der dichte und feuchte Nebel in Kombination mit dem kalten Wind hat alles mit einer Eisfläche überzogen. Nicht ganz ungefährlich! Als wir unser Trip-Wire System (unsere einzige mechanische Warnung gegen Eisbären) gecheckt haben, war dieses ebenfalls mit Eis bedeckt. Der Auslöser war eingefroren und somit außer Betrieb! Wenn ein Eisbär in der Nacht gekommen wäre und die Hunde ihn nicht gehört hätten, hätte er unbemerkt und ohne Vorwarnung bis in Zelt kommen können. Lebensgefährlich! Somit wurde eine neue, wichtige Routine eingeführt: bei feuchtem Wetter und Temperaturen unter Null wird das Trip-Wire System nun öfters in der Nacht auf Funktionstüchtigkeit überprüft.
Håvard und Morten